Daniel’s Reisen

27. Tag (21.10) – Streetart, Geschichte und Formel-1-Feeling

Der erste Stopp heute ist die AC/DC Lane, in der ebenfalls viele Graffitis zu sehen sind. Um dorthin zu gelangen, nehmen wir zuerst die Straßenbahn, um uns ein paar Kilometer zu ersparen. Dank Google Maps finden wir die Straße sofort – und wir sind die Einzigen dort. Entweder ist sie einfach nicht so bekannt, oder es liegt daran, dass es erst 10 Uhr morgens ist und die meisten wohl erst später losziehen, um die Stadt zu erkunden.

Die Graffitis hier scheinen länger zu bestehen als die in der Gasse, die wir gestern besucht haben. Einige leuchten noch richtig kräftig, andere sind schon etwas verblasst. Nachdem wir die ganze Straße abgelaufen sind, geht es weiter zur Flinders Street Station, um die alten Uhren zu betrachten. Sie sind mittlerweile automatisiert, aber man erkennt deutlich, dass sie schon viele Jahre alt sind.

Von dort aus geht es weiter zur National Gallery Victoria. Wir sind beide keine großen Kunstmuseums-Fans, aber unser Stadtführer hatte ja gesagt, dass dort eine beeindruckende Mosaik-Glasdecke zu sehen ist. Also gehen wir hinein und machen uns auf die Suche. Bevor wir sie finden, laufen wir durch einige andere Ausstellungsräume, die uns beide weniger ansprechen. Die Glasdecke selbst ist aber wirklich wunderschön – durch das leicht sonnige, aber windige Wetter leuchtet sie in vielen Farben.

Nach einiger Zeit machen wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel, dem Shrine of Remembrance, etwa 15 Minuten zu Fuß entfernt. Sowohl von außen als auch von innen ist das Gebäude sehr beeindruckend. Besonders interessant ist, wie alt und neu hier miteinander verschmelzen, denn um das historische Bauwerk wurde ein modernes Besucherzentrum errichtet. Über mehrere Stufen gelangt man zur Aussichtsplattform, von der man einen tollen Blick auf die Silhouette der Stadt hat.

Beim Fotografieren geht mir ein Mann aus dem Weg, und ich sage ihm auf Englisch, dass er nicht extra so weit zur Seite gehen muss. Darauf antwortet er auf Schweizerdeutsch, dass er das Foto nicht stören wollte. Es stellt sich heraus, dass er Catrin und mich gehört hat, mich aber für einen Schweizer hielt. Kein Wunder – er kommt aus der Innerschweiz, und für viele dort klingt ein Vorarlberger eben wie ein Rheintaler. Wir unterhalten uns kurz, und er erzählt, dass er für eine Woche hier ist, um einen Freund zu besuchen, der vor acht Jahren ausgewandert ist. Ich gebe ihm noch den Tipp mit den Graffiti-Straßen, und Catrin zeigt ihm die Orte auf seinem Stadtplan.

Wir gehen auf der Plattform zur anderen Seite, wo man meinen „Bucket-List“-Ort sehen kann: den Albert Park, Austragungsort des Formel-1-Rennens jedes Jahr im März. Das ist zugleich unser nächstes Ziel, etwa 15 Minuten entfernt. Auf dem Weg dorthin machen wir Halt bei einem Asiaten. Ich bestelle Maki, Catrin eine kleine Bowl.

Gestärkt geht es weiter in Richtung Albert Park, und ich freue mich wie ein kleines Kind. Catrin ist weniger begeistert, denn sie teilt meine F1-Leidenschaft nicht wirklich – ich habe fast ein schlechtes Gewissen, aber ohne die Strecke zu sehen gehe ich nicht. Die Rennstrecke ist kaum zu erkennen, da im Park normaler Straßenverkehr herrscht. Mein Ziel ist es, die 5,7 km-Runde einmal abzulaufen – und genau das tun wir.

Ich bin überrascht, wie schmal die Strecke ist, und kann mir gut vorstellen, wie spannend das Rennen hier live sein muss. Beeindruckend ist auch, wie viel Aufwand nötig ist, um die Straßen jedes Jahr in eine Rennstrecke zu verwandeln. Nur an wenigen Stellen sind Curbs zu sehen, und die sind nicht rot-weiß, sondern grün oder schwarz. Das Einzige, was dauerhaft bleibt, ist die Boxengasse mit dem dazugehörigen Gebäude – dort wird allerdings gerade gebaut, also können wir nicht alles sehen. Auf der Start-Ziel-Geraden erkennt man noch leicht die Markierungen der Startboxen.

Als wir wieder am Ausgangspunkt ankommen, zeigt meine Uhr 5,7 km an, obwohl wir nicht exakt dem Streckenverlauf gefolgt sind. Der Park selbst ist wunderschön, mit einem großen See in der Mitte, und wird von vielen zum Sport oder Spazieren genutzt. Wir sehen unzählige Rennradfahrer, Jogger und Spaziergänger.

Dann machen wir uns auf den Rückweg in die Stadt. Mittlerweile ist es warm geworden, also ziehe ich meinen Pullover aus. Der Spaziergang zurück dauert rund 40 Minuten, mit einem kurzen Zwischenstopp im Museum of Contemporary Art. In der Stadt angekommen, ist unsere nächste Station die Bibliothek, die für ihre beeindruckende Kuppel bekannt ist. Da meine Füße schon ziemlich müde sind, fahren wir so viel wie möglich mit der Straßenbahn. Die Bibliothek ist tatsächlich beeindruckend – der große Lesesaal erstreckt sich über fünf Stockwerke, und auch hier verbinden sich Altbau und Neubau auf faszinierende Weise.

Nach etwas Herumspazieren gehen wir zurück ins Apartment, um kurz die Füße auszuruhen. Zum Abendessen gehen wir zum Nepalesen Old Durbar. Das Essen schmeckt sehr gut, aber meines ist deutlich schärfer als erwartet – obwohl es auf der Karte gar nicht als scharf markiert war. Trotzdem ein schöner Abschluss eines langen, eindrucksvollen Tages.